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die Europäische Union
Europäisches Verbraucherzentrum Italien Büro Bozen
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20.10.2020

Die perfekte Story – Wie Betrüger auf Dating-Plattformen versuchen an Ihr Geld zu kommen

 
Auf Dating-Plattformen die große Liebe finden und ganz nebenbei auch noch reich werden – eine vermeintlich unschlagbare Kombination. Neben interessierten Frauen und Männern tummeln sich dort jedoch auch jede Menge Betrüger, die die Sehnsucht nach Liebe schonungslos ausnutzen und Verbrauchern das Geld aus der Tasche ziehen. Im Europäischen Verbraucherzentrum Italien (EVZ) sind solche Fälle bekannt.
Spielen wir das Szenario doch einfach mal durch und lassen Herrn Rudolf in die Falle der Betrüger tappen: Zunächst wird unser Opfer gezielt auf den Vermittlungsplattformen ausgesucht und dann von Dora, einer vermeintlich interessierten Frau, die angibt in Russland zu leben, angeschrieben. Rudolf beginnt sich mit der neu kennengelernten Frau im Chat rege zu unterhalten und ist davon überzeugt, dass sie an ihm interessiert ist. Schon bald gesteht Dora ihm dann auch ihre Liebe. Gleichzeitig taucht plötzlich ein Problem auf, das ihr gemeinsames Glück aufs Spiel zu setzen scheint. „Diese Probleme gehören zum klassischen Konzept dieser Betrugsmasche und lassen sich immer in ähnliche Kategorien einordnen. Entweder geht es um finanzielle Schwierigkeiten, Krankheitsfälle in der Familie oder um anfallende Reisekosten, um den Auserwählten „endlich“ besuchen zu können. Egal welches Problem es auch sein mag, alle haben eines gemeinsam: Der Mann wird dazu aufgefordert, der Frau einen Geldbetrag zu schicken, um ihr aus einer schwierigen Lage zu helfen“, weiß Julia Rufinatscha, Rechtsberaterin im EVZ in Bozen.

Auch Rudolf ist es so ergangen, auch er ließ sich zu einer Zahlung überreden, da er ja davon überzeugt war, in Dora seine große Liebe gefunden zu haben und durch seine finanzielle Unterstützung mit ihr ein gemeinsames Leben beginnen zu können. „Aus diesem Grund kämpft das EVZ oftmals auf fast verlorenem Posten, da die Verbraucher vom Liebesgeständnis und von der schwierigen Lage der betrügerischen Frauen überzeugt sind“, berichtet Julia Rufinatscha weiter.

Und da ist dann auch noch die Aussicht auf einen Gewinn, womit die Betrüger ihre Opfer gekonnt noch tiefer in die Falle locken. Da werden dann die spannendsten Geschichten aufgetischt: von der Tochter des afrikanischen Stammeshäuptlings und dessen Bankkonto in Europa bis hin zur reichen Erbin eines Adeligen, der geholfen werden soll, an ihr Erbe zu kommen. Und immer wird dem Betroffenen ein Anteil an diesem Vermögen in Aussicht gestellt.
Auch bei Rudolf gab es Momente, in denen er etwas skeptisch war. Alle Zweifel waren jedoch wie weggefegt, nachdem ihm Dora am Telefon ihre Liebe beteuert und unter Tränen nochmals von ihrem traurigen Schicksal berichtet hatte. Auch diese Mitleidsmasche ist ein gängiges Mittel, mit welchem die Betrüger versuchen, auf den Verbraucher Druck auszuüben und ihn zur Zahlung zu bewegen.

„Die Betrüger ziehen alle nur erdenklichen Register und schrecken vor nichts zurück. Es ist schon einige Jahre her, als ich mit einem Fall zu tun hatte, bei dem ich vom mutmaßlichen Botschafter aus Senegal von einer tatsächlich senegalesischen Telefonnummer aus im Büro angerufen und darum gebeten wurde, den Verbraucher von der Vertrauenswürdigkeit der Herzensdame und ihrem Vorhaben zu überzeugen“, erzählt die Beraterin des EVZ in Bozen.
So wird den kriminellen Machenschaften eine gewisse Seriosität und ein offizieller Charakter verliehen. Dieser Part kann von einem Anwalt, einer Bank, einem Botschafter oder jedem anderen Vertreter einer Institution, die üblicherweise Seriosität ausstrahlt, übernommen werden.

„Vielleicht ist es uns durch das geschilderte Beispiel gelungen, dazu beizutragen, dass Verbraucher, die auf Singleseiten nach Bekanntschaften suchen, anhand der erwähnten Merkmale erkennen, wann es sich beim Gegenüber um Betrüger handelt“, hofft das Berater-Team des EVZ. „Sollte sich eine Online-Begegnung in diese falsche Richtung entwickeln, raten wir dazu, nicht mehr auf die Nachrichten zu reagieren, sich auf keine Konversation mehr einzulassen, den Kontakt vollständig abzubrechen und vor allem kein Geld zu überweisen“, meint Julia Rufinatscha abschließend.

Für weitere Infos können Sie das Europäische Verbraucherzentrum Italien in Bozen kontaktieren: Tel. 0471/980939, E-Mail: info@euroconsumatori.org.

Bozen, 20. Oktober 2020

Presse-Information

 

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